Wie gelangten die Prophetengefährten (möge Allâh mit ihnen zufrieden sein) zum Îmân, wo es zu ihrer Zeit noch nicht das Thema „Al-I’dschâz Al-Ilmî“ gab, also die Entdeckung wissenschaftlicher Fakten im Qurân. Wir wissen, dass Allâh, gepriesen und erhaben ist Er, die Polytheisten herausforderte, auch nur einen einzigen ähnlichen Vers wie aus dem Qurân zu bringen. Ich verstehe nicht, was damit gemeint ist. Ist damit gemeint, dass sie sich zu irgendeinem Thema einen Vers ausdenken sollten, der in rhetorischer Hinsicht wie ein Qurânvers sein sollte? Oder ist gemeint, dass sie etwas hervorbringen sollten, dass in der Bedeutung dem entspricht, was der Qurânvers aussagt? Gibt es im Qurân Verse, die keinen unnachahmlichen Wundercharakter (I’dschâz) enthalten? Gelten zum Beispiel die Buchstabenfolgen „Hâ Mîm“, Alif Lâm Mîm“ nicht als Verse? Auch finden wir manchmal Verse, die nur aus zwei Wörtern bestehen. Was wäre in diesem Fall der unnachahmliche Wundercharakter?
Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!
Der Qurân ist unnachahmlich in seinem Wortlaut und seiner Bedeutung. Unnachahmlichkeit im Wortlaut bezieht sich auf Stilistik und Rhetorik. Was die Bedeutung anbelangt, so enthält er Aussagen über Ereignisse, die geschehen sind und noch geschehen werden und Wahrheiten über manche Geschöpfe, sowie Feinheiten ihrer Beschaffenheit. Was die in besagtem Qurânvers angesprochene Frage nach der Ähnlichkeit betrifft (die Herausforderung, etwas Vergleichbares zu produzieren; A. d. Ü.), so bezieht es sich auf die Ähnlichkeit in der sprachlichen Eleganz des Qurâns und seinen Wissenszweigen. So hat es Ibn Dschuzayy in seinem Tafsîr „At-Tashîl li-Ulûm At-Tanzîl“ beschrieben. Ibn Arafa sagte in seinem Qurânkommentar: „Über die Aussage ‚(…) dann bringt doch eine Sûra gleicher Art bei (…)‘ (Sûra 2:23) sagten die meisten Ausleger, dass es sich auf die Ähnlichkeit in der sprachlichen Form, den Beschreibungen und der Eleganz der Ausdrucksweise bezieht. Einige meinten, es bezöge sich auf die Ähnlichkeit im Berichten über Verborgenes und in der Bestätigung der Wahrheit.”
Al-Alûsî sagte: „Mit einer Sûra gleicher Art ist gemeint im Hinblick auf Rhetorik und unnachahmlichen Stil.“
Die Unnachahmlichkeit in Bezug auf die sog. „abgeschnittenen Buchstaben“ wie „Hâ Mîm“ und „Alif Lâm Mîm“ hat Schaich Al-Amîn As-Schanqîtî (Allâh erbarme sich seiner) in seinem Werk „Al-Adwâ“ folgendermaßen beschrieben:
„Am plausibelsten ist hierzu aus dem Qurân abzuleiten, dass die abgeschnittenen Buchstaben am Anfang einiger Sûren vorkommen und in diesen die Unnachahmlichkeit des Qurâns erwähnt und betont wird, dass die Geschöpfe unfähig sind, etwas Ähnliches hervorzubringen, obwohl dieser Text aus genau diesen (abgetrennten) Buchstaben besteht, mit denen sie hier angesprochen werden. Diese Auffassung berichtet Ar-Râzî in seinem Tafsîr unter Berufung auf Al-Mubarrad und eine Gruppe von vertrauenswürdigen Gelehrten. Al-Qurtubî überliefert dies von Al-Farrâ und Qutrub; auch wird dies unterstützt durch Az-Zamachscharî in seinem Werk Al-Kasschâf. Ibn Kathîr sagte: ‚Der Schaich und Imâm Abû Al-Abbâs ibn Taimiyya und unser Schaich, der Hâfidh und Mudschtahid-Gelehrte Abû al-Haddschâdsch Al-Mizzî, haben auch diese Auffassung vertreten. Dieser hat es mir auch von Ibn Taimiyya berichtet. Die Ableitung dieser Auffassung aus dem Qurân, dass in den Sûren, welche mit abgeschnittenen Buchstaben eingeleitet werden, stets nach diesen Buchstaben eine Bekräftigung des Qurâns und eine Darstellung seiner Unnachahmlichkeit erfolgen und betont wird, dass er zweifellos die Wahrheit ist – all dies stellt einen deduktiven Beweis dar. Dieser belegt, dass die abgeschnittenen Buchstaben der Bekräftigung dienen, dass der Qurân unnachahmlich und die Wahrheit ist. Sûra Al-Baqara beginnt Allâh der Erhabene mit Alif Lâm Mîm und lässt dann die Worte folgen »Dieses Buch, an dem es keinen Zweifel gibt« (Sûra 2:2). Die Sûra Âl Imrân beginnt mit Alif Lâm Mîm, sodann folgt: »Allâh – es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Lebendigen und Beständigen. Er hat dir das Buch mit der Wahrheit offenbart (…)« (Sûra 3:2-3). Sûra A’râf beginnt mit Alif Lâm Mîm Sâd und dann: »Dies ist ein Buch, das zu dir herabgesandt worden ist (…)« (Sûra 7:2). Am Anfang von Sûra Yûnus heißt es: »Alif-Lâm-Râ. Dies sind die Zeichen des weisen Buches« (Sûra 10:1).‘“
Nun zur Frage, was die kleinste Einheit ist, bei der man von I’dschâz reden kann. As-Suyûti schreibt in Al-Itqân fî Ulûm Al-Qurân: „Al-Qâdî (Iyâd) sagte: ‚Der I’dschâz bezieht sich sowohl auf lange Sûren als auch auf kurze, ausgehend von der wörtlichen Bedeutung, da im Qurân von „Sûra“ gesprochen wird.‘ An anderer Stelle sagt er: ‚Es bezieht sich auf eine Sûra oder einen Teil dieser Rede, da sich hier die Ausdruckskraft der Rhetorik zeigt. Wenn ein Vers aus so vielen Buchstaben besteht wie eine Sûra – und wenn dieser nur so lang sein sollte wie Kauthar (die kürzeste; A. d. Ü.) –, so gilt dies als unnachahmlich. Doch es gibt keinen Beleg dafür, dass sich diese Unfähigkeit, sich der Herausforderung zu stellen, auch auf weniger als dieses Maß bezieht. Einige haben gesagt, dass der I’dschâz nicht bei einem einzigen Vers vorliege, sondern dass es mehrere Verse sein müssten. Andere meinten, dass es sich auf irgendetwas aus dem Qurân beziehe – sei dies wenig oder viel, da der Schöpfer sagt: »So sollen sie doch eine Aussage gleicher Art beibringen, wenn sie wahrhaftig sind.« (Sûra 52:34).‘ Al-Qadi (Iyâd) sagte: ‚In diesem Vers liegt jedoch kein Beleg (für die letztgenannte Meinung; A. d. Ü.), da von vollständiger Aussage bzw. Rede (hier: „Hadîth”) nicht gesprochen werden könne, wenn weniger Worte als die in einer kurzen Sûra vorliegen.‘”
Und Allâh weiß es am besten!
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