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Warum islâmische Geschichte? Teil 4

Warum islâmische Geschichte? Teil 4

Betrachten wir nun einige der größten Vorteile des Studiums der Menschheitsgeschichte aus islâmischer Perspektive.

1. Glaube und Gewissheit

Im Rahmen eines qurânischen Geschichtsverständnisses fühlt sich ein Gläubiger mit den zahlreichen Propheten, Reformern, Märtyrern und Aufrufern zu Allâh dem Allmächtigen verbunden, die sich seit Anbeginn der Menschheit auf dem Weg Allâhs abgemüht und geopfert haben. Die geschichtlichen Ereignisse bezeugen, dass sich die Wahrheit immer durchsetzt und Allâhs Seite immer siegreich ist: Das stärkt den Gläubigen in seinem Glauben und seiner Gewissheit.

2. Befreiung vom Trugbild eines beschränkten materialistischen Denkens

Die Geschichte vom Aufstieg und dem Niedergang von verschiedenen Völkern macht uns die Vergänglichkeit von Macht und Ruhm in dieser Welt bewusst. Ein nachdenklicher Blick auf die Geschichte zeigt uns, dass Staaten, welche sich heute arrogant gegen Allâh den Allmächtigen auflehnen und andere aufgrund ihrer materiellen Überlegenheit unterdrücken, vor nicht allzu langer Zeit abhängig und schwach waren und bald durch andere ersetzt werden. Es liegt in der menschlichen Natur, sich von einem statischen Blick auf die Geschichte täuschen zu lassen. Dieser lässt uns glauben, dass die Starken und Mächtigen schon immer so waren und immer so bleiben werden.

Imâm Al-Ghazâlî gibt ein Beispiel für diese Fehleinschätzung und Kurzsichtigkeit der Menschen: Blicken wir auf die Sonne, so erscheint sie unbeweglich, und wenn wir nicht das große Ganze kennen und ihren täglichen Auf- und Untergang wissen, würden wir uns einbilden, dass sie immer oben am Himmel bleibt und für immer scheint. Genauso wie unsere Augen uns darüber täuschen, dass die Sonne statisch ist, führt uns unser Mangel an Wissen über die Geschichte und Allâhs Wege dazu, dass wir denken, Reichtum und Macht seien von Dauer.

3. Toleranz und Nachsicht

Eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Ursprung und der Vergangenheit ist immer ernüchternd und aufschlussreich. In der Geschichte des Islâm sieht man oft, wie unwissende Anhänger eines großen Gelehrten die Anhänger eines anderen Gelehrten kritisieren, während die beiden Gelehrten sich gegenseitig sehr respektierten und voneinander lernten. Wer auch nur ein wenig über die Geschichte weiß, wie sich die islâmischen Fiqh- und Hadîthwissenschaften durch die unterschiedlichen und vielfältigen Beiträge von Gelehrten aus aller Welt entwickelt haben, wie die ersten Gelehrten offen für Kritik an ihren Urteilen und Meinungen waren und wie sie ihre Meinungen änderten, wenn ihnen ein vernünftiges Argument vorgelegt wurde, wird niemals andere Muslime wegen Meinungsverschiedenheiten attackieren. Die dringend benötigte Haltung der gegenseitigen Toleranz und des Umgangs mit Meinungen (innerhalb islâmischer Grenzen) kann nur durch eine angemessene Ausbildung in der islâmischen Geschichte erreicht werden.

4. Motivation und Inspiration

Als die Gläubigen von den Kindern Israels dem mächtigen Riesen Goliath und seiner gewaltigen Armee unter der Führung von Saul begegneten, fühlten sich die Menschen von der Stärke des Feindes überwältigt, bis auf einige wenige, die ihrem Anführer gehorcht hatten. Diese wenigen erinnerten ihre Glaubensbrüder an die Lehren aus der Geschichte, um sie zu ermutigen, für die Wahrheit zu kämpfen. Die Geschichte im Qurân lautet wie folgt:

Allâh der Erhabene sagt: „Und als nun Tâlût (Saul) mit den Heerscharen aufgebrochen war, sagte er: ‚Allâh wird euch mit einem Fluss prüfen. Wer davon trinkt, gehört nicht zu mir. Und wer nicht davon kostet, der gehört zu mir, außer demjenigen, der (nur) eine Handvoll schöpft.‘ Da tranken sie davon – bis auf wenige von ihnen. Und als er ihn überschritten hatte, er und diejenigen, mit ihm glaubten, sagten sie: ‚Wir haben heute keine Kraft gegen Dschâlût (Goliath) und seine Heerscharen.‘ Diejenigen aber, die glaubten, dass sie Allâh begegnen würden, sagten: ‚Wie so manch eine geringe Schar hat schon mit Allâhs Erlaubnis eine große Schar besiegt! Allâh ist mit den Standhaften‘“ (Sûra 2:249).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Artikel in dieser Reihe den Beweis erbracht haben, dass das Studium der Geschichte der Menschen aus einer geeigneten Perspektive, also der spirituellen und moralischen Sichtweise, eine Pflicht der muslimischen Gemeinschaft ist, ohne die wir die Botschaft des Qurâns nicht richtig verstehen und anwenden können. All dies beschränkt sich nicht nur auf die Geschichte der Muslime, sondern benötigt einen allgemeinen Blick auf Allâhs Plan und auf die moralischen und spirituellen Kräfte, die am Werk sind. Muslime dürfen sachliche Erklärungen für historische Veränderungen nicht vernachlässigen: Tatsächlich kann man die moralischen oder religiösen Herausforderungen nicht vollständig verstehen, ohne die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen einer bestimmten Zeit sorgfältig zu durchleuchten. Folglich werden wir durch sorgfältiges und kritisches Lesen der Geschichte, sowohl als Laien als auch als Akademiker, immer wieder an Allâhs Macht und Plan und an die Kraft des Glaubens und der Hoffnung auf Ihn den Allmächtigen erinnert. So kann unser Studium ein Wegweiser zur Regeneration und Wiederbelebung der muslimischen Umma werden.

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