Alles Lob gebührt Allâh dem Erhabenen, der die Herzen der Gläubigen miteinander verbindet und sie durch Seine Gnade zu Brüdern macht. Möge Allâh den Propheten in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken, seine Familie, seine Gefährten und allen, die sich an seine Sunna halten und seiner Weisung folgen, Segen und Frieden gewähren.
Der Islâm setzt bei der Gestaltung sozialer Beziehungen zwischen den Mitgliedern einer muslimischen Gemeinschaft auf hehre Prinzipien und edle Grundsätze. Eine der wichtigsten Fundamente ist das Band der Brüderlichkeit im Glauben. Allâh der Erhabene sagt: „Die Gläubigen sind doch Brüder“ (Sûra 49:10). Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Seid aufeinander nicht neidisch! Treibt die Preise nicht in die Höhe, obwohl ihr die Ware eigentlich gar nicht kaufen wollt! Schürt keinen gegenseitigen Hass unter euch! Überbietet euch nicht gegenseitig, nachdem ein Geschäft bereits abgeschlossen ist. Wendet euch nicht voneinander ab und seid – o Allâhs Diener – brüderlich zueinander! Die Gottesfurcht ist hier – und da zeigte er auf die Brust. Der Muslim ist des Muslims Bruder. Er tut ihm kein Unrecht, schaut nicht auf ihn herab und lässt ihn nicht im Stich. Es ist schlimm genug, wenn jemand seinen muslimischen Bruder verächtlich behandelt. Blut, Besitz und Ehre eines jeden Muslims sind für einen anderen Muslim verboten“ (Muslim). Er erklärte sogar, ein Zeichen für die Vollkommenheit des Glaubens sei, dass ein Muslim für seinen Bruder liebt, was er für sich selbst liebt. Der Prophet sagte: „Keiner von euch ist gläubig, solange er nicht für seinen Bruder liebt, was er für sich selbst liebt“ (Al-Buchârî).
Dieses Band der auf dem Glauben beruhenden Brüderlichkeit beinhaltet das Bestreben, den Muslimen zu nutzen und das Verbot, ihnen in irgendeiner Form Schaden zuzufügen. Deshalb betonen viele Texte im Buch Allâhs und in der Sunna Seines Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) diese Bedeutung. Diese Texte enthalten strenge Warnungen und schwere Vorwürfe für jene, die Muslime absichtlich verletzen oder ihnen irgendeine Form von verbalem oder körperlichem Angriff zufügen. Allâh der Erhabene sagt: „Und diejenigen, die den gläubigen Männern und den gläubigen Frauen Leid zufügen für etwas, was sie nicht begangen haben, laden damit Verleumdung und offenkundige Sünde auf sich“ (Sûra 33:58). As-Sa’dî (Allâh erbarme sich seiner) schreibt in seiner Exegese: „Den Gläubigen Schaden zuzufügen ist eine schwere Sünde. Daher sagt Allâh der Erhabene: ‚Und diejenigen, die den gläubigen Männern und den gläubigen Frauen Leid zufügen für etwas, was sie nicht begangen haben …‘, d. h. unbegründetes Leid für keinerlei von ihnen begangenes Unrecht, das diesen Schaden rechtfertigen würde. ‚… laden damit Verleumdung und offenkundige Sünde auf sich‘, sie tragen die Last der Verleumdung, weil sie grundlos Schaden zugefügt haben. ‚… und offenkundige Sünde‘, weil sie gegen diese Menschen gefrevelt und die Unantastbarkeit und Unverletzlichkeit der Muslime missachtet haben, die Allâh der Erhabene uns zu würdigen befohlen hat. Deshalb zieht die Beleidigung eines bestimmten Gläubigen eine Ermessensstrafe nach sich, die dem Ansehen und dem Rang der beleidigten Person entspricht. Die zustehende Strafe für die Beleidigung der Prophetengefährten ist strenger. Was die Strafe für die Beleidigung von Gelehrten und rechtschaffenen Muslimen angeht, so sollte sie strenger sein als die Bestrafung für die Beleidigung anderer.“
Al-Fudail ibn Iyâd (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Es ist nicht erlaubt, einem Hund oder einem Schwein ohne Recht zu schaden. Wie verhält es sich dann mit einem Menschen, der das ehrwürdigste Lebewesen ist?“ Qatâda (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Hüte dich davor, einen Gläubigen zu verletzen, denn Allâh beschützt ihn, und ihn zu verletzen zieht Seinen Zorn nach sich.“ Ibn Radschab (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Die Texte der Scharîa betonen, dass es unzulässig ist, einem Muslim ohne Recht irgendeine Form von Schaden zuzufügen, sei es verbal oder physisch.“
Allâh der Erhabene verbietet den Gläubigen, einem Muslim zu schaden, selbst wenn dieser ein bedürftiger Empfänger ihrer Spendengelder wäre. Allâh der Erhabene sagt: „Diejenigen, die ihren Besitz auf Allâhs Weg ausgeben und hierauf dem, was sie ausgegeben haben, weder Vorhaltungen noch Beleidigungen nachfolgen lassen, die haben ihren Lohn bei ihrem Herrn, und keine Furcht soll über sie kommen, noch sollen sie traurig sein. Freundliche Worte und Vergebung sind besser als ein Almosen, dem Beleidigungen nachfolgen. Allâh ist unbedürftig und nachsichtig. O die ihr glaubt, macht nicht eure Almosen durch Vorhaltungen und Beleidigungen zunichte, wie derjenige, der seinen Besitz aus Augendienerei vor den Menschen ausgibt und nicht an Allâh und den Jüngsten Tag glaubt!“ (Sûra 2:262-264).
Ibn Kathîr (Allâh erbarme sich seiner) schreibt zu den Worten „weder Vorhaltungen noch Beleidigungen nachfolgen lassen“ in seiner Exegese Folgendes: „Allâhs Wort ‚noch Beleidigungen nachfolgen lassen‘ bedeutet, dass sie den Empfängern der wohltätigen Spende keinen Schaden zufügen und somit ihre Wohltat zunichtemachen.“ Zu den Worten „O die ihr glaubt, macht nicht eure Almosen durch Vorhaltungen und Beleidigungen zunichte“ sagte Ibn Kathîr: „Allâh teilt uns mit, dass eine Tat der wohltätigen Spende zunichtegemacht wird, wenn sie von Vorhaltungen und Beleidigungen des Gebers begleitet wird. Die Belohnung für die wohltätige Spende kann nicht die Sünde der Vorhaltungen und Beleidigungen des Gebers aufheben!“
Da die Schädigung der Gläubigen einer der Gründe ist, sich den Zorn Allâhs zuzuziehen, bestieg der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) den Podest und sprach mit lauter Stimme: „O ihr, die ihr euch nur mit der Zunge zum Islâm bekennt, aber der Glaube nicht eure Herzen erreicht hat! Fügt den Muslimen keinen Schaden zu, beschämt sie nicht und verfolgt nicht ihre Fehler, denn wer auch immer nach den Fehlern seines muslimischen Bruders sucht, bei dem wird Allâh auch nach dessen Fehlern suchen. Und wenn Allâh seine Fehler verfolgt, so wird Er ihn bloßstellen, selbst wenn er sich im Inneren seines Hauses versteckt“ (At-Tirmidhî). Eines Tages blickte Ibn Umar auf das Haus oder die Ka’ba und sagte: „Wie gewaltig du bist und wie gewaltig deine Unverletzlichkeit ist, aber die Unverletzlichkeit eines Gläubigen ist bei Allâh größer als die deine.“