„Der Lobpreis ist Allâhs, Der Seinem anbetend Dienenden das Offenbarungsbuch hinabsandte! Und Er wies ihm keine Unebenheit zu – ein geradliniges, damit er vor schwerer Strafe von Ihm aus warne und den den Glauben Verinnerlichenden, die die rechtschaffenen Werke verrichten, die frohe Kunde bringe, dass es für sie schöne Belohnung gibt.“ (Sûra 18:1-2).
Und ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer Allâh gibt, Der weder einen Partner noch Ebenbürtigen noch Götzen hat, erhaben sei Er! Seine größte Huld Seinen anbetend Dienenden gegenüber besteht in der Offenbarung des Qurân, den Er als klare Darlegung von allem, als Rechtleitung, Ermahnung und Gedenken geoffenbart hat; und für dessen Leser und die nach ihm Handelnden hat Er Güte und Belohnung bereitet.
Und ich bezeuge, dass Muhammad Sein anbetend Dienender und Gesandter ist, dessen Leben eine Erläuterung des Qurâns war, möge Allâh ihn sowie dessen Familie und Gefährten und all diejenigen, die ihrer Rechtleitung und Sunna bis zum Jüngsten Tag folgen, in Ehren halten und möge Allâh ihnen allen Wohlergehen schenken!
Nachstehend folgen einige klare Überblicke und schöne Erklärungen für einige Verse aus dem Offenbarungsbuch Allâhs des Allmächtigen. Sie enthalten wertvolle Weisheiten und Lehren und ich habe ihnen den Titel „Grundsätze des Qurân“ gegeben. So Allâh will, werden wir versuchen, einige kurze Sätze aus dem Qurân zu erklären, die trotz ihrer Kürze viel Güte und großartige Lehren enthalten, die an sich einen Grundsatz und eine Verhaltensweise hinsichtlich der Beziehung des Menschen zu Seinem Herrn, zu seinen Mitmenschen oder zu sich selbst darstellen. Es ist also strahlendes Licht und eine starke Leuchte. Wenn dem Propheten die umfassendsten Worte gewährt wurden, sodass er einen Satz aus zwei oder drei Wörtern sagt, dieser jedoch so viele Bedeutungen in sich hat, dass die Gelehrten viele Seiten brauchen um ihn zu erklären; wenn es mit dem Propheten so ist, wie ist es dann erst mit den Worten Allâhs, des Herrn der Welten, der Sprachgewandtheit und Rhetorik gewährt, wem Er will?!
Zu den größten Vorteilen dieser Grundsätze gehört die wiederholte Belohnung bei deren Lesen. Dazu gehört weiterhin ihre umfassende Art und Weise, denn sie drehen sich nicht nur um ein bestimmtes Thema wie Monotheismus oder Anbetungshandlungen, sondern erfassen diese Themen und alle anderen Situationen der Menschen. Da gibt es zum Beispiel Grundsätze, die sich mit der Beziehung des anbetend Dienenden zu seinem erhabenen Herrn befassen; es gibt dann Grundsätze, die den Zustand der Anbetung und die Reise des Gläubigen zu Allâh und dem Jenseits verbessern; und noch Grundsätze zur Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen und andere Grundsätze, die dazu dienen, Fehler und Probleme im Familienleben zu beseitigen, und viele andere Bereiche. Ich, der ich etwa einhundert Grundsätze im Offenbarungsbuch Allâhs studiert habe, würde mit der Behauptung nicht übertreiben, dass die Grundsätze des Qurân alle Bereiche umfassen und alle Themen behandeln.
Vielen gefällt der Gebrauch sogenannter geflügelter Worte, die wiederholte Appelle und deutliche Bedeutungen enthalten. Das könnte ein schöner Gedichtvers oder ein gutes Wort eines Weisen oder ein goldener Teil eines edlen Hadîth sein. Das ist alles gut und einwandfrei, aber schön wäre es auch, wenn wir Gebrauch machten aus den Bedeutungen des Qurân, und zwar durch die Wiederholung dessen Grundsätze, mit denen das Offenbarungsbuch Allâhs des Erhabenen reichlich angefüllt ist. Denn dies hat viele Vorteile, wozu Folgendes gehört:
1. Die Menschen mit dem Offenbarungsbuch ihres Herrn in all ihren Angelegenheiten und Situationen zu verbinden und die Belohnung für das Rezitieren oder Schreiben eines jeden Verses zu erhalten.
2. Die Tatsache im Herzen der Menschen zu verankern, dass der Qurân für all deren unterschiedlichsten Probleme entsprechende Lösungen enthält, manchmal durch die direkte Erwähnung und manchmal durch den Hinweis auf diese Grundsätze.
3. Der Gebrauch dieser Grundsätze wird als Ersatz für die vielen Banalitäten dienen, die viele Menschen in ihren Worten, Aufsätzen oder Erkenntnissen aus dem Web benutzen.
Der erste Grundsatz, mit dem wir beginnen, ist ein wichtiger Grundsatz auf dem Gebiet der zwischenmenschlichen Beziehungen, und zwar Seine Worte: „... Und sagt den Menschen Gutes! ...“ (Sûra 2:83). Dieser Grundsatz ist in mehreren Stellen im Qurân direkt oder indirekt erwähnt. Zu den Stellen mit einem ähnlichen Wortlaut gehört: „Und sag meinen anbetend Dienenden, sie sollen das sagen, was am besten ist! ...“ (Sûra 17:53). Unweit davon ist Seine Anweisung, mit den Schriftbesitzern nur auf die beste Art und Weise zu diskutieren, wobei Er sagt: „Und debattiert nicht mit den Leuten der Schrift, es sei denn auf die Art und Weise, die am besten ist - ausgenommen denjenigen, die unter ihnen Unrecht tun! ...“ (Sûra 29:46). Es gibt noch zahlreiche Stellen, die ähnliche Bedeutung haben und auf die wir später hinweisen werden.
Wenn wir den Vers „Und sagt den Menschen Gutes!“ (Sûra 2:83) betrachten, stellen wir fest, dass dieser Vers im Zusammenhang mit der Anweisung an die Israeliten in einer madinensischen Sûra (Al-Baqara) geoffenbart wurde. Allâh gab zuvor in einer makkanischen Sûra (Al-Isrâ) eine allgemeine Anweisung: „Und sag meinen anbetend Dienenden, sie sollen das sagen, was am besten ist!“ (Sûra 17:53). Wir haben es also mit absoluten Anordnungen zu tun, von denen es keine Ausnahmen gibt außer beim Debattieren mit den Schriftbesitzern, wie es oben erwähnt ist.
Zu den Feinheiten dieses Verses „Und sagt den Menschen Gutes!“ (Sûra 2:83) gehört, dass er bei Hamza und Al-Kisâî auf eine andere Weise, die zu den sieben authentischen Lesarten des Qurân gehört, gelesen werden kann, nämlich mit dem arabischen Wort „hasanan“ an Stelle von „husnan“ [was im Deutschen gleiche Bedeutung hat].
Die Gelehrten sagten: „Die gute Rede beinhaltet die gute Form und den guten Inhalt; was die Form angeht, so soll die Rede sanft und mild, also nicht barsch oder scharf sein. Hinsichtlich des Inhaltes soll die Rede gütig sein, denn jede gute Rede ist gütig und jede gütige Rede ist gut.“ Aus: Qurân-Exegese von Ibn Uthaimîn.
Wir brauchen oft diesen Grundsatz, zumal wir im Leben mit verschiedenen Menschentypen umgehen; da gibt es Muslime und Nicht-Muslime, Fromme und Frevler, Alte und Junge. Wir brauchen ihn sogar beim Umgang mit den nächsten Menschen: mit den Eltern, Ehemännern, Ehefrauen und Kindern; auch mit unseren Dienern und ihresgleichen. Wenn du, o gläubiger Muslim, den Qurân betrachtest, wirst du Situationen finden, die der Qurân als praktische Anwendung für diesen Grundsatz erwähnt hat, zum Beispiel:
1. Sieh dir die Worte Allâhs des Erhabenen über die Eltern an: „ ... und weise sie nicht scheltend ab und führ mit ihnen ehrerbietige Rede!“ (Sûra 17:23). Er weist uns an, sie nicht zu schelten, was mithin die Anweisung enthält, das Gegenteil vom Schelten zu tun, also ihnen gute Worte zu sagen, die weder strengen Tadel noch Geschelte noch Vorwürfe enthalten.
2. Über den Umgang mit dem armen Bittenden sagt Er: „Und was den Bittenden angeht, so weise nicht scheltend ab!“ (Sûra 93:10). Einige Gelehrte sind der Meinung, dass dies für alle Bittenden gilt, unabhängig davon, ob sie um Geld oder um Wissen bitten. Einige Gelehrte sagen: „Das bedeutet: Weise ihn nicht scheltend ab, sondern gib ihm etwas oder weise ihn mit guten Worten zurück!“ Aus Qurân-Exegese von Al-Alûsî.
3. Zu den praktischen Anwendungen dieses Grundsatzes des Qurân gehört das Lob Allâhs für die anbetend Dienenden des Allerbarmers, wenn Er sagt: „... und wenn sie die Ignoranten ansprechen, sagen sie »Friede!«.“ (Sûra 25:63). Ibn Dscharîr (möge Allah sich seiner erbarmen) sagte zur Erklärung dieses Qurân-Verses: „Wenn die hinsichtlich Allâhs Unwissenden zu ihnen etwas Hässliches sagen, antworten sie ihnen mit gütigen Worten.“ Aus Qurân-Exegese von At-Tabarî.
„Sie sagen das nicht aus Schwäche, sondern aus Stolz, und nicht aus Unfähigkeit, sondern aus Überlegenheit. Damit wollen sie auch ihre Zeit und Mühe nicht für etwas vergeuden, was sich für den edlen Menschen nicht ziemt, der sich an Stelle von Schmähungen mit etwas Wichtigerem und Edlerem beschäftigt.“ Aus der Qurân-Exegese Fi Dhilâli-l-Qurân.
Man sieht leider, dass dieser Grundsatz in der Umma des Qurân oft verletzt und nicht beachtet wird, wie zum Beispiel in den folgenden Situationen:
1. Du siehst, dass die Missionare diesen Grundsatz einhalten, um die Menschen für ihre durch den Islâm aufgehobene Religion zu gewinnen. Haben die Muslime denn nicht mehr Anspruch auf die Anwendung dieses Grundsatzes, um die Menschen für diese großartige Religion zu gewinnen, die Allâh für Seine anbetend Dienenden gebilligt hat?
2. Im Umgang mit den Eltern.
3. Im Umgang des Ehemanns mit dessen Ehefrau.
4. Im Umgang mit den Kindern.
5. Im Umgang mit der Dienerschaft und mit Hausangestellten.
Der Qurân-Vers aus der Sûra Al-Isrâ weist darauf hin, dass es gefährlich ist, diesen Grundsatz nicht einzuhalten. Allâh der Hochgepriesene sagt: „... Der Satan flüstert wahrhaftig unter ihnen Zwietracht ein! ...“ (Sûra 17:53).
Wer damit geprüft wird, dass er etwas Verhasstes hört, soll versuchen zu ertragen, zu vergeben, zu verzeihen und etwas Gutes zu sagen. Er soll der Frechheit mit Geduld begegnen und den schmutzigen Worten mit guten. Denn Frechheit und zotige Ausdrücke kann schließlich jeder von sich geben.
Es folgt die Geschichte eines großen Gelehrten, des Imâm Mâlik möge Allah sich seiner erbarmen mit einem Dichter, der den Imâm bedrohte und Schmähgedichte gegen ihn verfasste, als der Imâm ihn zu etwas verurteilte, was diesem nicht gefiel. Da sagte Imâm Mâlik zu ihm: „Du hast dich mit der Unverschämtheit und der Gemeinheit gekennzeichnet, und das kann jeder. Wenn du aber das tun kannst, was man nur mit Mühe und Not tun kann, dann tu es, nämlich die noble Gesinnung und das Ehrengefühl!“ Aus dem Buch: Tartîbu-l-Madârik.