Auf dem Glauben basiert alles im Islâm, wie in jeder Religion. Deswegen wird auf ihn viel Wert gelegt. Dabei besteht gar kein Widerspruch im Islâm zwischen Glaube und Wissenschaft, ganz im Gegenteil; der Qurân betont die Wichtigkeit des Wissens und der Wissenschaft für den Glauben.
„Es ist ein wichtiges Faktum [...], dass der Qurân, der stets zur Pflege der Wissenschaft aufruft, vielfältige Betrachtungen über Naturphänomene enthält, deren erklärende Details mit den modernen wissenschaftlichen Gegebenheiten absolut konform erscheinen. In der jüdisch-christlichen Offenbarung gibt es keine Entsprechungen dieser Art.”
In Hunderten von qurânischen Versen werden die Wissenschaftler gelobt und die Nicht-Wissenden zum Wissen bewegt, denn durch Unkenntnis wird ihr Glauben bedroht. Ganz im Gegensatz steht das zur vorherrschenden Vorstellung im Westen. Der richtige Gläubige istnach dem Qurân der Wissende. Allâh sagt im Qurân:
,,Siehst du nicht, dass Allâh vom Himmel Wasser herabkommen lässt? Damit bringen Wir dann Früchte von unterschiedlichen Farben hervor. Und von den Bergen gibt es Schichten, weiße und rote - von unterschiedlichen Farben - und rabenschwarze.Und unter den Menschen und den Tieren und dem Vieh gibt es (auf ähnliche Weise) unterschiedliche Farben. So ist es. Allâh fürchten von Seinen Dienern eben nur die Gelehrten. Gewiss, Allâh ist Allmächtig und Allvergebend.” (Sûra 35:27-28)
Analog gibt es zahlreiche Beispiele für den Ansporn zum religiösen Wissen
„Es steht den Gläubigen nicht zu, allesamt auszurücken. Wenn doch von jeder Gruppe von ihnen ein Teil ausrücken würde, um (mehr) von der Religion zu erlernen und um ihre Leute zu warnen, wenn sie zu ihnen zurückkehren, auf dass sie sich vorsehen mögen.“ (Sûra 9:122)
Anregung zum Denken und Anwendung der Vernunft:
„Und es gehört zu Seinen Zeichen, dass Er euch den Blitz (als Grund) zur Furcht und zum Begehren sehen lässt und vom Himmel Wasser herabkommen lässt und mit ihm dann die Erde nach ihrem Tod wieder lebendig macht. Darin sind wahrlich Zeichen für Leute, die begreifen.“ (Sûra 30:24)
Anregung zur Verbreitung der Wissenschaft und Warnung vor deren Verheimlichung:
„Und (gedenkt,) als Allâh mit denjenigen, denen die Schrift gegeben worden war, ein Abkommen traf: ‚Ihr sollt sie den Menschen ganz gewiss klar machen und sie nicht verborgen halten!‘ Da warfen sie sie hinter ihren Rücken und verkauften sie für einen geringen Preis; wie schlimm ist das, was sie erkaufen!“ (Sûra 3:187)
Deutungen auf wissenschaftliche Daten:
In der Biologie:
„Da haben Wir sie getrennt und aus dem Wasser alles Lebendige gemacht. Wollen sie denn nicht glauben?!“ (Sûra 21:30)
In der Geologie:
„Und die Erde haben Wir gedehnt und darauf festgegründete Berge gesetzt und auf ihr von allen zu wiegenden Dingen wachsen lassen.“ (Sûra 15:19)
Bewegung der Erde:
„Er ist es, Der euch die Erde fügsam gemacht hat. So geht auf ihrem Rücken einher und esst von dem, womit Er (euch) versorgt. Und zu Ihm wird die Auferstehung sein.“ (Sûra 67:15)
Und so geht es in etwa 36 Bereichen der Wissenschaft, die Mensch, Tier, Flora, Fauna, Licht, Atmosphäre usw, so dass man erstaunt vor dieser Fülle von Zeichen steht, die bis heute keinen einzigen Widerspruch mit den wissenschaftlichen Tatsachen aufweisen.
Viele Aussagen der prophetischen Überlieferung heben den Wert des Wissens hervor:
„Die Suche des Wissens ist eine Pflicht für jeden Muslim und jede Muslima (muslimische Frau)”, ,,Die Tinte des Schülers ist heiliger als das Blut des Märtyrers”. Der Islâm erweist sich somit als Freund der Wissenschaft in ihrer weitesten Breite und auf allen Ebenen.
Es ist zu schade, dass viele europäische Denker und Philosophen, besonders die Atheisten, den Islâm nur vom Hörensagen kennengelernt oder ihn einfach pauschal durch ihre religiösen Erfahrungen mit anderen Religionen verurteilen. Sie sollen den Islâm selbst kennen, vielleicht finden sie in ihm etwas Anderes als das, was sie schon kannten.
„Vor der materialistischen Flut und der (Überschwemmung des Westens durch den Atheismus beweisen Christentum wie Judentum ihre Unfähigkeit, Dämme zu errichten. Das eine wie das andere ist in heilloser Verwirrung, und sieht man nicht, wie von Jahrzehnt zu Jahrzehnt der Widerstand gegen die Strömung abnimmt, die alles fortzuschwemmen droht? Der atheistische Materialist erblickt im klassischen Christentum nur ein fast zweitausend Jahre altes System, das der Mensch errichtete, um die Herrschaft einer Minderheit über ihresgleichen zu sichern.
Er ist nicht fähig, in den jüdisch-christlichen Schriften eine Sprache zu entdecken, die - und sei es nur sehr entfernt - der seinen verwandt ist: Sie enthalten so viele Unwahrscheinlichkeiten, Widersprüche, Unvereinbarkeiten mit modernen wissenschaftlichen Gegebenheiten, dass er sich weigert, Texte in Betracht zu ziehen, von denen die überwältigende Mehrheit der Theologen möchte, dass man sie als unauflösliches Ganzes akzeptiert. – Spricht man ihm vom Islâm? Er lächelt mit einer Selbstgefälligkeit, die lediglich dem Ausmaß seiner Unkenntnis des Gegenstandes entspricht. Wie der Mehrzahl der westlichen Intellektuellen, welcher Religion sie auch anhängen mögen, hat auch er vom Islâm eine beeindruckende Menge falscher Vorstellungen.“
Wir haben gesehen, inwieweit sich der Islâm mit der Wissenschaft verbindet. Wir haben auch festgestellt, wie umfangreich und vielschichtig diese Verbindung ist. Jedoch muss jedes Wissen - was den Einheitlichkeitscharakter dieses Wertsystems unterstreicht - auf die Instanz zurückgeführt werden, die alles kontrolliert und dem Menschen Selbstkontrolle empfiehlt; Lesen, Lernen, Wissen und Forschen müssen alle im Namen Gottes durchgeführt werden. Das ist der erste Befehl der islâmischen Offenbarung, der Befehl, den wir im ersten Satz bzw. Wort dieser Offenbarung finden, das bzw. den Muhammad erhalten hatte:
„Lies im Namen deines Herrn, Der erschaffen hat, den Menschen erschaffen hat aus einem Anhängsel. Lies, und dein Herr ist der Edelste, Der (das Schreiben) mit dem Schreibrohr gelehrt hat, den Menschen gelehrt hat, was er nicht wusste.“ (Sûra 96:1-5)
Das mag klarstellen, inwieweit dieses Wertsystem Einheitlichkeit aufweist, die jede Tat auf Gott zuruckführt. Diese Eigenschaft bezieht sich auf alle menschlichen Aktivitäten, die - wenn die Absicht bei dem Menschen besteht, sie im Namen Gottes zu tun - als eine Art Verehrung Gottes, als Gottesdienst betrachtet wird. So kann der Bauer im Namen Gottes seinen Pflug in die Erde ziehen, der Lehrer seinen Unterricht geben, der Architekt sein Projektuntenehmen, der Arzt seine Operation machen usw.
Die Totalität des islâmischen Wertsystems, die wir an seinem Verhältnis mit dem Wissen bzw. der Wissenschaft festgestellt haben, bezieht sich analog auf alle anderen Aspekten des Lebens.
Die qurânische Offenbarung insbesondere spiegelt diese Einheit und Totalität ausdrücklich wider, die sich nicht auf Muhammads Zeit oder auf den Raum der arabischen Halbinsel bechränken. Zudem erkennt der Qurân die ihm vorausgegangenen Schriften an, die nach ihm alle der,,Urschrift”, der ,,auf einer wohlbehüteten Tafel.” (Sûra 85:22)entstammen, und die die Gesandten des einzigen Gottes den Menschen überbracht haben:
Ibrâhîms Schriftenblätter, Mûsâs Thora, Dâwûds Psalter und Îsas Evangelium. Dabei versteht sich der Qurân als die bestätigende, abschließende und umfassende dieser Offenbarungen.